MTCE

Schlusserklärung des Seminars “Digitale Arbeit: Zwischen dem Wunsch nach Selbstbestimmung und dem Bedürfnis nach gesetzlichen Bestimmungen und arbeitsrechtlichen Regelungen “, stattgefunden vom 17. Bis 19. Oktober 2019 in Oostende (Belgien)

 

Ein menschenwürdiges Leben für ALLE im digitalen Zeitalter!

Die Bewegung der christlichen Arbeitnehmer*innen Europas (EBCA/ECWM/MTCE) hat vom 17. bis 19. Oktober 2019 in Oostende (BEL) zum Seminar mit dem Titel „Digitale Arbeit: Zwischen dem Wunsch nach Selbstbestimmung und dem Bedürfnis nach gesetzlichen Bestimmungen und arbeitsrechtlichen Regelungen“ eingeladen und 37 Vertreter*innen der Mitgliederorganisationen und darüber hinaus aus 11 europäischen Ländern sind der Einladung gefolgt und haben ihre Erfahrung und Perspektiven eingebracht.

Ergebnisse der Auseinandersetzung

Die Digitalisierung ist in vollem Gang, schreitet mit großer Geschwindigkeit voran und verändert unser Leben sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich. Sie ist ein Phänomen, das unsere ganze Gesellschaft betrifft und offensichtlich eine hohe Attraktivität besitzt, was ihre Entwicklung und Bedeutung befeuert. Dabei ist dieses Geschehen – wie viele andere auch – als ambivalent zu bezeichnen und wir verstehen unseren Auftrag darin, einen Beitrag zur Gestaltung dieses Prozesses zu leisten, indem wir ihn in seinen Grundsätzen verstehen, seine Auswirkungen aufgrund unseres Werthorizonts reflektieren und überlegen, wie und was wir als Akteure gestaltend dazu beitragen können. Uns ist es auch wichtig, einen selbstkritischen Blick auf die Verwendung der digitalen Medien zu werfen.

Es ist auffällig, dass im Hinblick auf die Digitalisierung ein Riss durch die Gesellschaft geht. Es gibt Menschen, die mit einer offenen Haltung die neuen Angebote nutzen und diese als Erleichterung wahrnehmen, andererseits gibt es auch eine große Zahl von Personen, die bisher kaum oder keinen Zugang zu den neuen Medien gefunden haben und aufgrund der umfassenden Bedeutung auch im öffentlichen und beruflichen Bereich Gefahr laufen, den gesellschaftlichen Anschluss zu verlieren. Dieses Problem verschärft sich dadurch, dass die Entwicklungen in ihrer Pluralität mit einer derartigen Geschwindigkeit fortschreiten, dass die politischen Akteure bisher kaum in der Lage sind, den Prozess regulierend zu gestalten, was die Situation der „Abgehängten“ besonders verschärft.

In diesem Zusammenhang ist ein gesellschaftlicher Diskurs über die Zukunftsgestaltung einer digitalen Arbeitswelt erforderlich, den wir mit unseren Fragen in Kirche und Gesellschaft anstoßen wollen. Diese ergeben sich u.a. in folgenden thematischen Bereichen:

  • lebenslanges Lernen
  • sichere Arbeitsplätze im Transformationsprozess
  • Arbeitszeit und private Zeit mit verschwimmenden Grenzen
  • ökologische Frage – z.B. seltene Erden und Energie in einem globalen Kontext
  • wirtschaftliches Wachstum als primären Maßstab für Entwicklung ablösen und durch Werte wie Solidarität, Gemeinwohl, etc.
  • Steuergerechtigkeit und Vermögensverteilung (Verhinderung der Steuerflucht, Steuerharmonisierung, Bewusstsein der positiven Dimension der Besteuerung, …)
  • Weiterentwicklung der sozialen Sicherungssysteme (Grundeinkommen, …)
  • freier Sonntag
  • Wertschätzung der weiteren Arbeitsformen (Care-Arbeit, zivilgesellschaftliches Engagement, …)

Wie in allen politischen Auseinandersetzungen ist auch im Falle der Digitalisierung das gute Leben aller Menschen unser Maßstab. Papst Franziskus formuliert in Laudato sì Nr. 128: „Das große Ziel muss immer sein, ihnen (den Menschen) mittels Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ Um dieses Ziel zu erreichen, wirken wir nach innen durch die Auseinandersetzung in unseren Bewegungen und nach außen bringen wir unsere spezifische Sichtweise im Dialog mit Vertretern der Kirche (COMECE, Caritas, Iustitia et Pax, lokale Bischofskonferenzen, CAJ, CIJOC, …), der Zivilgesellschaft (Gewerkschaften, NGO’s, …) und der Politik auf allen Ebenen. Eine beispielhafte Aktion stellt der Tag der menschenwürdigen Arbeit am 7. Oktober jeden Jahres dar.

 

Oostende, Oktober 2019