Vom 18. Bis 20. Oktober hat in Birmingham das jährliche Seminar der EBCA zum Thema “Digitale Arbeit – Arbeiten jederzeit und überall –Auswirkungen auf die Arbeitnehmer*innen und ihre Familien und die Gesellschaft stattgefunden.
Es haben Vertreter von 12 christlichen Arbeiterbewegungen aus 10 europäischen Ländernteilgenommen, um über die Auswirkungen der digitalen Technologien auf Personen, Familien und Gesellschaft zu diskutieren.
Der Seminarablauf: Mitteilungen aus Erfahrungen und von Zeugen, Präsentationen von Experten, Arbeiten in Gruppen, Dialoge im Plenum usw.
Das Seminar gliederte sich in drei Teile:SEHEN, URTEILEN und HANDELN. Das ist die prägende Vorgehensweise unserer Bewegungen.
Der erste Teil (SEHEN) begann mit Informationen und Erfahrungen zu diesem Thema.Erfahrungen aus Portugal, Spanien und Deutschland wurden geteilt. In ihnen wurden Zeugenaussagen von Arbeitern dargestellt: Arbeit von zuhause aus über Computer in dauernder Verbindung mit der Firma. Lieferung von Mahlzeiten durch Fahrradkuriere. Auswirkungen durch die neuen Technologien der Kommunkation. Informationskampagnen und Sensibilisierung auf eine Arbeit in Würde etc.
Anschliessend gab es eine Präsentation von Tom Watson, stellvertretender Chef der Labour-Abgeordneten im englischen Parlament, welcher sich als Christ definierte. Es ging um das Thema des Seminars und es ging darum, wie dieser neue soziale, technologische und wirtschaftliche Moment das Leben der Arbeiter und ihrer Familien beeinflusst.
Der zweite Teil (URTEILEN) begann mit einer Präsentation von Gabriele Kienesberger, Mitglied der katholischen Sozialakademie Österreichs und Präsidentin des Ökumenischen Forums christlicher Frauen in Europa. Sie ist auch Bundessekretärin der KAB Oesterreich. Der Titel ihres Referates:Gott im Computer? - Sie befasste sich mit folgenden Themen: Digitalisierung wirft grundlegende Fragen für die Theologie auf; simulierte Intelligenz - Roboter, die den Menschen ersetzen; die Anonymität des Internets; die neue soziale Umverteilung; Zugang zu demokratischen Entscheidungen; gerechter Zugang zu Waren; die Kraft, Stärke und Gefahren neuer Ethische Aspekte der Digitalisierung. - Soziale Transformation kritisch begleiten.
Der Dialog in den Treffen der Gruppen vertiefte sich weiter in das Thema und bereitete im nächsten Block handeln vor, skizzierte Prioritäten und Aktionslinien, um sich als Arbeiter und als Christen diesem neuen sozialen Moment zu stellen.
Und bereits in der HANDELN haben wir über unsere derzeitige Rolle, sowohl über jede Bewegung in Ihrem Land, als auch über die europäische Koordinierung gesprochen. Die Notwendigkeit, menschenwürdige Arbeit weiter zu fördern, die tiefe Achtung der Menschenwürde der Arbeitnehmer und ihrer Familien sowie die Sorge um das Leben insgesamt (Menschen, Natur, Ressourcen, Umwelt usw.) wurde diskutiert. Alles ist Teil der Arbeit von Gottes Schöpfung, die Bequemlichkeit der weiteren Zusammenarbeit und in Bezug auf europäische, soziale und kirchliche Organisationen, die dieses wichtige Thema berücksichtigen und ähnliche Ziele wie die EBCA haben usw. Es gab auch Gelegenheit, eine thematische Besichtigung von Birmingham zu haben. Dabei haben wir die Veränderung der Gewohnheiten in der Welt der Arbeit zwischen heute und vergangenen Jahrzehnten feststellen können. Der Niedergang der Automobilindustrie. Die Umwandlung von Arbeiterquartieren in gewerbliche, finanzielle und hochwertige Wohngebiete.
Am Ende des Seminars wurde eine Abschlusserklärung verabschiedet, welche an diesen Text folgt.
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Ergebnisse des Seminars zum Thema: „Digitale Arbeit – arbeiten jederzeit und überall – Auswirkungen auf die Arbeitnehmer*innen und ihre Familien“ vom 18. - 20. Oktober 2018 in Birmingham/England
Die Europäische Bewegung Christlicher ArbeitnehmerInnen (EBCA), bestehend aus 12 Arbeitnehmerbewegungen in 10 europäischen Ländern, hat sich vom 18. bis 20. Oktober 2018 in Birmingham (England) getroffen mit dem Ziel den Einfluss der digitalen Technologien auf den Menschen zu erörtern. Dabei wurde sowohl die Dimension der Arbeit als auch die des familiären Lebens in den Mittelpunkt der Betrachtung gestellt.
Folgende Erkenntnisse wurden gewonnen:
Die Digitalisierung hat sowohl negative als auch positive Dimensionen. Die Herausforderung besteht darin, diese Entwicklungen zu gestalten. Dabei gilt es zu fragen, wie sind die Arbeitnehmer*innen privat und besonders auch in der Arbeit betroffen und wie gehen sie mit den sich daraus ergebenden Veränderungen um. Es ist zu fragen, wie kann umfassend sichergestellt werden, dass die Würde des Menschen gewahrt und geschützt werden kann. Der Mensch ist für uns heilig, weil er Ebenbild Gottes ist. Auf den Punkt gebracht, kann man formulieren: Die technischen Entwicklungen haben den Menschen zu dienen und nicht umgekehrt. Diese optimistische Perspektive wird durch ernstzunehmende Ängste und übermächtig erscheinende Medienoligarchen bzw. Datenkonzerne überschattet. Gleichzeitig stellt die Digitalisierung für die Menschen mitunter auch eine Überforderung dar, wenn die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen, wenn jeder Schritt und jede Äußerung überwacht werden kann, wenn am Familientisch immer die ganze digitale Welt anwesend ist, wenn die Zusammenhänge und technischen Abläufe nicht erfasst und verstanden werden können. Ein auch für die Arbeitnehmer*innen besonders relevanter Aspekt, der aus unserer Sicht in der Diskussion unterbeleuchtet bleibt, ist die ökologische Seite der Digitalisierung. Neben den digitalen Transformationsprozessen, müssen wir uns auch der ökologischen Transformation widmen. Die Wachstumsfrage muss mit der Menschenwürde und mit der Ökologie, die die Lebensgrundlage für uns alle sicherstellt, verbunden werden.
Als EBCA wollen wir aktiv und mit Zuversicht an die Herausforderungen durch die Digitalisierung herangehen. Wir nutzen unser unterschiedliches methodisches Vorgehen, um die Erfahrungen der arbeitenden Bevölkerung zu erfassen und zu bündeln. Weiterhin wollen wir die Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften, der Kirche, der Politik und der Zivilgesellschaft verstärken und in den Auseinandersetzungen unsere christlichen Werte einbringen und unterstreichen. Aufgrund der Komplexität des Themas erscheint uns die Bildung ein zentraler Schlüssel für die Gestaltung des Prozesses zu sein. Daher werden wir uns unter anderem mit der Reflexion der Sozialkommission der COMECE zum Thema „Die Zukunft der Arbeit gestalten“ auseinandersetzen und mit unseren Erfahrungen anreichern. Dazu wird die Koordinationsgruppe bei ihrer nächsten Sitzung erste Arbeitsschritte unternehmen. Im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums der „Internationalen Arbeitsorganisation (ILO)“ werden wir uns einbringen und die Möglichkeiten der Vernetzung nutzen, um die WBCA in ihrer Arbeit in der Gruppe der katholisch inspirierten Organisationen bei der ILO zu unterstützen. Eine gemeinsame Aktion zum Tag der menschenwürdigen Arbeit am 7. Oktober 2019 soll in den Kontext des ILO-Jubiläums gestellt werden.
Die hier skizzierten Maßnahmen stellen bereits erste Elemente der aktiven Gestaltung im Sinne einer menschenwürdigen Gesellschaft in der digitalisierten Welt dar, weil wir die Herausforderungen annehmen, uns informieren und solidarisch Gesellschaft gestalten. Der hier begonnene Weg wird im Rahmen des EBCA-Seminars im Oktober 2019 fortgesetzt.