Elewjit EBCA
Die Veranstalter: Marc Lenders, KEK; Roswitha Gottbehüt, EZA; Ward Ceyssens, EBCA; Alexandre Dias, ETUI; Birgit Zenker, KAB; Sonja Puchelski, Nell-Breuning-Haus
Elewijt/Köln, 16.09.2010. Vertreter aus 13 EU-Mitgliedsstaaten einigten sich bei einer am Sonntag zu Ende gegangenen Tagung im belgischen Elewijt darauf, zukünftig in einem Netzwerk aus Gewerkschaften und Kirchen in Europa stärker zusammen zu rücken.

„Armut und soziale Ausgrenzung, die soziale Frage am Beginn des 21. Jahrhunderts", so lautete der Titel der dreitätigen Tagung, zu der sieben Organisationen eingeladen hatten. Neben dem Europäischen Zentrum für Arbeitnehmerfragen, der Europäischen Bewegung Christlicher Arbeitnehmer, dem Nell-Breuning-Haus, der KAB Deutschlands und dem Europäischen Gewerkschaftsinstitut gehörten diesmal auch die Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft und die Konferenz Europäischer Kirchen zu den Einladenden.

 
Die Initiative für einen Dialog zwischen Gewerkschaften und Kirchen auf der europäischen Ebene verfolgt seit über fünf Jahren das Ziel, in Fragen der Armutsbekämpfung die Kräfte zu bündeln. Über 80 Millionen EU-Bürger (entsprechend 17 %) sind, nach der einheitlichen EU-Definition, von Armut betroffen. Eine wesentliche Ursache ist die Prekarisierung der Arbeit, die seit den 1980er Jahren eingesetzt hat und seit den 1990er Jahren drastisch beschleunigt wurde. Alleine in Deutschland sind bereits 23% der Beschäftigten in einem Niedriglohnbereich tätig. „Das sind amerikanische Verhältnisse und das ist eindeutig mit ein Ergebnis der Agenda 2010", so der Jenaer Soziologe Klaus Dörre in seiner grundlegenden Analyse über die Prekarisierung der europäischen Gesellschaften.
 
Die Initiative für einen Dialog zwischen Gewerkschaften und Kirchen auf der europäischen Ebene verfolgt seit über fünf Jahren das Ziel, in Fragen der Armutsbekämpfung die Kräfte zu bündeln. Über 80 Millionen EU-Bürger (entsprechend 17 %) sind, nach der einheitlichen EU-Definition, von Armut betroffen. Eine wesentliche Ursache ist die Prekarisierung der Arbeit, die seit den 1980er Jahren eingesetzt hat und seit den 1990er Jahren drastisch beschleunigt wurde. Alleine in Deutschland sind bereits 23% der Beschäftigten in einem Niedriglohnbereich tätig. „Das sind amerikanische Verhältnisse und das ist eindeutig mit ein Ergebnis der Agenda 2010", so der Jenaer Soziologe Klaus Dörre in seiner grundlegenden Analyse über die Prekarisierung der europäischen Gesellschaften.
 
Elewjit EBCA
Der Jenaer Soziologe Professor Klaus Dörre (Bildmitte)
Atypische Arbeit, wie Leiharbeit, Zeitarbeit, Befristung, Mini- und Gelegenheitsjobs, Scheinselbständigkeit usw. bis hin zu den Working Poor kennzeichnen eine große Zahl der Arbeitsverhältnisse in Europa. Sie schaffen Unsicherheit, Angst und Disziplinierung auf Seiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. „Die Gewerkschaften bemühen sich zunehmend die Interessen der Menschen, die in diesen prekären Verhältnissen leben, zu vertreten, wenn das auch nicht immer leicht ist", betonte Jozef Niemiec, der stellvertretende Generalsekretär des Europäischen Gewerkschaftsbundes. Als „Haltlinie nach unten" muss ein gesetzlicher Mindestlohn, der existenzsichernd ist, in allen EU-Staaten gelten, so die einhellige Meinung der 50 Tagungsteilnehmer.
 
Als weiterreichende Forderung wurde die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens in der EU diskutiert. Eine Initiative zur Schaffung einer Richtlinie über die Einführung eines Mindesteinkommens in der EU ist erst jüngst im Europäischen Parlament gescheitert.
 
„Haltlinien nach unten" verfolgen aber auch die zahlreichen regionalen und lokalen Initiativen von Kirchen und Gewerkschaften zur Armutsbekämpfung, die bei der Tagung zu Wort kamen. Exemplarisch wurde von einer Caritasinitiative in Vilnius/Litauen berichtet, von Initiativen in Rumänien, dem Projekt „Kirche im Betrieb im Bistum Aachen" und der Initiative Welzijnzorg, die während der Tagung in Brüssel besucht wurde. Ebenso haben sich das Europäische Anit-Armuts-Netzwerk, das Internationale Netzwerk der Hausangestellten sowie die Initiative CALL der Konferenz Europäischer Kirchen vorgenommen der zunehmenden Verarmung entgegen zu wirken. Nun kommt es darauf an, diese Kräfte noch stärker zu bündeln, so die Bundesvorsitzende der KAB, Birgit Zenker. Mit dieser Tagung ist ein weiterer Schritt getan.

Initiative „Dialog zwischen Gewerkschaften und Kirchen in Europa“
Die Krise als Chance für ein soziales Europa nutzen - pdf-Datei