Die Europäische Bewegung der Christlichen Arbeitnehmer (EBCA) äussert ihre völlige Unterstützung für alle Initiativen, die anlässlich des 3. März, des Internationalen Tags des freien Sonntags, stattfinden. Die EBCA hält es für äußerst wichtig, den Sonntag frei von entbehrlicher Arbeit zu halten, denn es muss ein heiliger Tag sein, nicht nur aus geistlicher Sicht, sondern auch, weil die Erholung von der normalen beruflichen Arbeit aus verschiedenen Gründen gesunde Auswirkungen hat.

Wir sind der Ansicht, dass die Sonntagsfreizeit eine Gelegenheit ist, Berufs- und Familienleben zu vereinbaren, da sie genügend Zeit bietet, die der Familie gewidmet werden kann, und trägt zur Stärkung guter sozialer Beziehungen bei, die für ein menschenwürdiges Zusammenleben unerlässlich sind. In unserer Zeit, im Zeitalter des wachsenden Individualismus und Egoismus, kann der freie Sonntag Brücken zwischen den Menschen schlagen, ihnen helfen, sich mehr aufeinander zu beziehen und sich mehr für das Leben der anderen zu interessieren, sich selbst zu vergessen und mehr über die Bedürfnisse der anderen nachzudenken. Diese Tatsache ist besonders wichtig für die gesunde Entwicklung von Familien, deren Rolle bei der Entwicklung der Gesellschaft von grundlegender Bedeutung ist.

Arbeitsverdichtung, flexible Arbeitszeiten, Wechsel von Arbeitsphasen und Arbeitslosigkeit und immer mehr private Anforderungen steigern den Stress. Eine Ruheinsel ist der arbeitsfreie Sonntag – noch. Am Sonntag haben die Menschen Zeit für ihre Bedürfnisse – in der Familie, mit Freunden, beim Gottesdienst, beim Sport oder bei Ausflügen. Sonntag, so sagt man, das ist der Tag der Familie, der

Tag der Ruhe und der Besinnung, der Tag der Kultur und der Feste, der Tag des Herrn. Ja, aber der arbeitsfreie Sonntag ist gefährdet. Aber es gibt, Gott sei Dank, eine Gegenbewegung. In Europa sind inzwischen viele „Sonntagsallianzen“ entstanden. Bündnisse aus kirchlichen und gewerkschaftlichen Gruppen kämpfen mit Argumenten, Diskussionen und fantasievollen Aktionen für den arbeitsfreien Sonntag. Die vielen lokalen und überregionalen Sonntagsallianzen, wehren sich gegen den Dauerkonsum in den uniformen Einkaufszentren um den Ausnahmen vom Gebot der Sonntagsruhe die Stirn zu bieten.

Thomas Mann Brüssel EBCABrüssel, 24. März 2010 „Mehr denn je besteht die Notwendigkeit die europäische Arbeitzeitrichtlinie zu überarbeiten und eine Regelung über die Arbeitszeiten in Europa zu finden“, erklärte László Andor, EU-Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Integration in der anschließenden Ersten europäischen Konferenz zum Schutz des arbeitsfreien Sonntags im Brüsseler EU-Parlament. „In der Revision der Arbeitszeitrichtlinie soll auch der Sonntag behandelt werden“, versprach Andor, der aber gleichzeitig neben dem Gesundheitsschutz auch eine Flexibilität der Arbeitnehmer und Arbeitgeber einforderte.

Die Konferenz, organisiert vom EU-Parlamentarier Thomas Mann, dem Netzwerk "Allianz für den freien Sonntag", unterstützt von der Konrad-Adenauer-Stiftung, machte deutlich, dass der Schutz des arbeitsfreien Sonntags ein europäisches Problem ist. „Wir werden deshalb das erste europäische Bürgerbegehren initiieren“, erklärte Birgit Zenker, KAB-Bundesvorsitzende und Mitglied der bundesweiten Sonntagsallianz. Die KAB-Vorsitzende, die bei der Konferenz auch die in Brüssel tagenden Regierungschefs mahnte, den Sonntag auf nationaler Ebene den notwendigen Schutz zu ermöglichen, will für das Bürgerbegehren auch einen Aufruf in der KAB Deutschlands starten.
 
Prodi EBCAMit dem Vertrag von Lissabon brauchen wir für ein Bürgerbehren eine Millionen Unterstützer“, erklärte der EU-Parlamentarier Mann. Besonders die Arbeitnehmer in den osteuropäischen Staaten haben mit dem Transformationsprozess unter der Liberalisierung und Deregulierung zu leiden. „Es gibt keine Beschränkungen, die Arbeiter werden unter Druck gesetzt, sie müssen rund um die Uhr arbeiten“, klagte Peter Novoveský, Vorsitzender der Sonntagsallianz in der Slowakei. Ulrich Dalibor, Vizepräsident der europäischen Handelsgewerkschaft UNI bezeichnete die Liberalisierung als Deregulierung und schleichendes Gift, das den Handel mit den erweiterten Öffnungszeiten zu einem größeren Konkurrenzkampf zwinge, ohne das es zu mehr Umsatz komme.
 
 Der italienische Sozialist Vittorio Prodi bezeichnete in seiner Zusammenfassung der Konferenz den Sonntag als Metapher, der “für unsere spirituellen und immateriellen Elemente unseres Daseins steht“ und die Gesellschaft aufruft sich stärker über die Grundwerte der Gesellschaft auseinanderzusetzen. In einer „Diktatur des Wachstums“, die alle Ressourcen verbraucht, wird der arbeitsfreie Sonntag zum „Schlachtfeld“. Er rief die EU-Parlamentarier und die Vertreter von über 70 Organisationen auf der Konferenz auf, gemeinsam Wege zu einer Nachhaltigkeit zu suchen. Veranstalter Thomas Mann betonte, dass es weitere Konferenzen geben wird und geben muss, um den Sonntag als arbeitsfreien Tag in ganz Europa gesetzlich festzuschreiben.