Gruppenfoto Symposium EBCA München 

 

Abschlusserklärung
Seminar der EBCA vom 19. – 21. September 2024 in München
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – zwischen hoher Zustimmung und mangelhafter Umsetzung

Wir als Verantwortliche der Bewegungen der christlichen Arbeitnehmer:innen aus Portugal, Spanien, Frankreich, der Schweiz, Tschechien,, Österreich, Deutschland , Südtirol und Litauen sind  zusammengekommen um über die Situation der Frauen in der Arbeitswelt und in unseren Gesellschaften zu reflektieren und gemeinsame Schlüsse für unser Engagement zu ziehen.

Wir stellen fest:

  • Die Lohnlücke (Gender Pay Gap) ist mit bis zu 20% nach wie vor skandalös hoch und schließt sich kaum merkbar. Im öffentlichen Dienst ist sie deutlich geringer.
  • Obwohl Frauen und Mädchen in unseren Schul- und Ausbildungssystemen oft die besseren Ergebnisse erzielen sind sie in allen Ländern in Spitzenjobs und Führungsaufgaben unterrepräsentiert. In einigen Ländern sind junge Frauen überproportional stark von der grassierenden Jugendarbeitslosigkeit betroffen.
  • In allen Ländern leisten Frauen mit bis zu 85% den Löwenanteil an der häuslichen unbezahlten Carearbeit( Haushalt, Kindererziehung, Altenbetreuung). In Folge sind Frauen sind sie weniger verfügbar und daher stark in Teilzeitarbeit, prekären und/oder befristeten Beschäftigungs-verhältnissen und Minijobs beschäftigt.
  • Frauen sind in allen Ländern im gesamten Spektrum der Care-Berufe und im Erziehungsbereich mit einem Anteil von bis zu 80% absolut überrepräsentiert.
    Berufe in denen überwiegend Frauen arbeiten sind nach wie vor deutlich schlechter bezahlt und weniger geachtet.
  • Durch die Gebundenheit der sozialen Absicherung an Erwerbsarbeit erleiden Frauen einen Verlust an Einkommensmöglichkeiten. Frauenarmut im Alter ist für viele bittere Realität.
  • In allen Ländern ist durch den Aufstieg rechter und rechtsextremer Parteien ein neuer Antifeminismus merkbar, der sich militant gegen Frauenrechte richtet. Auch Frauenmissachtung aus religiösen Gründen ist ein relevantes Problem.
  • In vielen Ländern in Afrika sind Frauen als Hauptversorgerinnen ihrer Familien am meisten von Klimakatastrophen betroffen und gefährdet.

Als EBCA  engagieren wir uns im Sinne der Katholischen Soziallehre für eine Gesellschaft, die ein gutes Leben für alle ermöglicht. Die Menschen müssen im Mittelpunkt des Wirtschaftens stehen und in Freiheit und sozialer Unabhängigkeit ihr Leben gestalten können. 
Wir treten entschieden ein für die personale Würde aller arbeitenden Menschen, weltweit, unabhängig von deren Geschlecht, Herkunft, Muttersprache oder Ethnie.
Wir sind  solidarisch mit den arbeitenden Menschen – insbesondere auch mit denen, die Care Arbeit verrichten oder im informellen Arbeitsbereich beschäftigt sind.

Wir setzen uns daher ein für Maßnahmen zur umfassenden Gleichstellung von Frauen in allen Ländern und Gesellschaften.  Das betrifft die staatliche und privatwirtschaftliche Ebene, ebenso sowie die katholische Kirche.

In unseren persönlichen Engagements in Gewerkschaften und Verbänden und in unseren Bewegungen verpflichten wir uns, das Bewusstsein aller zu schärfen und die folgenden Themen voranzutreiben:

  • Die Verpflichtung von Unternehmen zu gleichem Lohn für gleiche Arbeit.
    Niemand, der eine Teilzeitbeschäftigung hat, darf aufgrund dieser Tatsache benachteiligt werden.
  • Wir fordern die Unternehmen auf, Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass Familie und Beruf für Männer und Frauen vereinbart werden können.
  • Es braucht eine existenzsichernde Absicherung im Alter, unabhängig von Arbeitseinkommen und Erwerbsbiografie
  • Die Sorgearbeit muss gerecht zwischen Männern und Frauen aufgeteilt werden
  • Wir fordern eine generelle Arbeitszeitverkürzung für alle bei entsprechendem Lohnausgleich, um für alle Lebensbereiche – insbesondere den Bedürfnissen von Familien, Kulturarbeit, Gemeinwohltätigkeiten  – die nötige Zeit zu haben.
  • Es braucht die Legalisierung des Aufenthaltsstatus von Beschäftigten in der „Schattenwirtschaft“. Insbesondere Migranti:innen sollen durch sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse angemessene Löhne erhalten.  
    Wir fordern die Sozialversicherungspflicht ab der 1. Arbeitsstunde.
  • Alle Gewerkschaften müssen die Anliegen der Beschäftigten in Betreuungs- und Pflegeberufen solidarisch und konsequent unterstützen.
  • Wir fordern eine klare Positionierung aller politischen und kirchlichen Akteur:innen gegen den neu aufkommenden Antifeminismus.
  • Es braucht umfassende Unterstützung von Frauen in den südlichen Ländern, in Programmen zur generellen Bildung sowie als Akteurinnen im Kampf gegen Klimaveränderung und Naturzerstörung, als Grundlage ihrer Existenzsicherung.

Machen wir die Unsichtbaren sichtbar. Verlieren wir nicht unsere Fähigkeit, von einer Welt zu träumen, in der alle Menschen – Kinder, Frauen und Männer - an erster Stelle stehen und anerkannt werden. Bauen wir durch unser Engagement mit am Reich Gottes. Durch unser Handeln wissen wir dass es Realität wird.